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Der Journalist Klaus Haupt war Berliner. Geboren 1930 in
Berlin-Charlottenburg. Schulbesuch, Lehre als Rundfunkmechaniker und
groß geworden im Prenzlauer Berg. Gereift in Pankow. Volontariat bei
der Jugendwochenzeitschrift »Start« und der »Berliner Zeitung«,
Journalistikstudium an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Redakteur
und Autor von Wochen- und Tageszeitungen. Auslandskorrespondent in
Prag und London. Verstorben 2018 in Berlin.
Haupt forschte und publizierte jahrzehntelang zu Kisch. Seine »Bekanntschaft« mit Kisch datiert aus dem Jahre 1947: Da hatte
er sich von seinem Lehrlingsgeld als erstes Buch nach der Befreiung
vom Hitlerfaschismus Kischs autobiografisches Werk »Marktplatz der
Sensationen« aus dem Aufbau-Verlag Berlin gekauft und gelesen.
Klaus Haupt war in Freundschaft verbunden mit der Pragerin Jarmila
Haasová-Necasová (1896-1990), Kischs Freundin, Vertraute und
kongeniale Übersetzerin seiner Werke ins Tschechische. Sie führte
Klaus Haupt auf Kischs Spuren durch Prag und vertraute ihm ihre
einmaligen Kenntnisse über »Egonek« an. Das Buch »Egon Erwin Kisch:
Briefe an Jarmila« – von Klaus Haupt herausgegeben, mit einem
Vorwort, einer detaillierten biografischen und bibliografischen
Zeittafel sowie ausführlichen Marginalien und Anmerkungen mit bis
dahin unbekannten Tatsachen versehen – ist das Ergebnis dieser
Freundschaft.
Im Laufe seiner Forschungen konnte er nahe Verwandte von Kisch
interview-
en: Bedrich (Kaspar) Kisch, den jüngsten der fünf Kisch-Brüder sowie John Henry Kisch
aus dem Berliner Kisch-Zweig, der den Mann aus dem Prager Haus »Zu
den zwei goldenen Bären« als erster zum Onkel gemacht hat und seine
journalistische Laufbahn als Chefredakteur der legendären Londoner Illustrated News beendete. Gleichfalls hat er seine Leser mit
einigen interessanten Kischischen Zeitgenossen und Weggefährten
sowie deren Erinnerungen an den Jahrhundert-Journalisten bekannt
gemacht. Darunter: Guido Zamisch aus Cattaro, Kischs Büroschreiber
während der Zeit als Kommandeur der Wiener »Roten Garde; den
Schneidermeister Rudolf Siebert, der in seinem Salon in der
Potsdamer Straße in Berlin für die Maßkonfektion des »Rasenden
Reporters« gesorgt hat; die Schriftstellerin Ruth Werner, die von
Kisch-Begegnungen während ihrer Zeit in Schanghai als Funkerin für
Richard Sorge berichten konnte; Maxl Baier, den Tiroler Bauernjungen
und Helden in »Die drei Kühe«, der Reportage über den
antifaschistischen Freiheitskampf in Spanien; Sophie Marum und
Tochter Andrée, die wie Kisch in Mexico Asyl erhalten hatten und von
dessen sprichwörtlicher Kinderliebe erzählen konnten; und
schließlich auch den Prager Journalisten und Historiker Ladislav
Stoll, mit dem Kisch seit der Vorkriegszeit in Prag befreundet
gewesen ist, der seine Beiträge in der renommierten Wochenzeitung »Tvorba«
veröffentlichte und zu den letzten der Kischischen Freunde gehörte,
die ihn am Krankenbett besuchten und ihm Neuigkeiten über das Leben
im geliebten Prag berichten mussten.
Klaus Haupt wurde ausgezeichnet mit dem Klemke-Preis für echtes
Berlinern und berlinisches Benehmen. Preisstifter Werner Klemke
(1917-1994) war Professor für Buchgrafik und Typographie in Berlin,
Gutenbergpreisträger, Ordentliches Mitglied der Akademie der Künste
der DDR sowie weiterer europäischer Akademien und Ehrenbürger der
Boccaccio-Stadt Certaldo.
Publikationen
zum 100. Geburtstag von Kisch am 29. April 1985
Kisch war hier
Reportagen über den »Rasenden Reporter«
(in Zusammenarbeit mit Harald
Wessel)
Verlag der Nation Berlin, 1985
gebundene Ausgabe, Leinen,
Schutzumschlag
339 S., mit zahlreichen Abbildungen und
Dokumenten2. überarbeitete
und erweiterte Auflage, 1988 broschiert
267 S., mit Abbildungen
ISBN 3-373-00293-1 |
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zum 50. Todestag von Kisch am
31. März 1998
Egon Erwin Kisch: Briefe an Jarmila
Verlag Das Neue Berlin, 1998
Herausgegeben und mit einem Vorwort versehen
von Klaus Haupt |
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zum 70. Jahrestag von Kischs Landung in
Australien (August 2004)
Landung in Australien
Catalogue 100 Buchantiquariat am Rhein
mit Postkarten des
Kisch-Freundes
John Fisher
an Jarmila
zur World-Antiquariats-Faire in Melbourne
in 2004 |
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zum 60. Todestag von Kisch
Egon Erwin Kisch. Der Rasende Reporter aus dem
Prager »Haus zu den
Goldenen Bären«
herausgegeben von Hermann
Simon
Hentrich & Hentrich, Teetz/Berlin, 2008
72 S., kartoniert.
15,5 x 11,5 cm, mit 16 Abb.
ISBN
978-3-938485-72-9, 6,90 €
Information des Verlages
hier |
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Texte zum 125. Geburtstag von Egon Erwin Kisch
am 29. April 2010
Egon Erwin Kisch – eine Postkarte auf dem Strahov erzählt...
Der soziale Ironiker
Behandelt werden die frühen Verbindungen Kischs zur Arbeiterbewegung
sowie zu dem tschechischen sozialdemokratischen Schriftsteller und
Redakteur Antonin Macek, der Kisch für die tschechische Literatur
entdeckt und dessen erste Prager Bücher im sozialdemokratischen
Verlag »Volksbibliothek« verlegt hat. Im Vorwort zu dem Band »Das
dunkle Prag«, erschienen kurz vor dem Ersten Weltkrieg, würdigte
Macek Kischs Methode und Fähigkeit der »tiefen Erkenntnis der
menschlichen Not und des unermesslichen Übels des Staates«.
veröffentlicht in
Neues Deutschland, Essay der Wochenendbeilage,
vom 24./25. April 2010
Der »rasende Reporter«
Eine Betrachtung zum 125. Geburtstag von Egon Erwin Kisch
Vor dem Abitur an der k.k. Ersten Deutsch Staatsrealschule in Prag
mussten die Schüler der Schulleitung ihren Berufswunsch bekannt
geben. Kisch antwortete: »Journalist«, was die Schulleitung nicht
akzeptierte und in »Publizist« umbenannte. Das war 1902. Als er im
Jahre 1906 seine Laufbahn bei der renommierten deutschen
Tageszeitung »Bohemia« begann, war das als Lokalreporter – der
mieseste Job, der seinerzeit im Journalismus zu vergeben war. Wie
aus dem Prager Lokalreporter der weltberühmte »rasende Reporter«
geworden ist, nach dem der begehrte Preis des Stern in der
Königsdisziplin der Schreiber, der Reportage, benannt ist, wird hier
geschildert.
veröffentlicht in
MENSCHEN MACHEN MEDIEN, Medienpolitische ver.di-Zeitschrift, Nr. 4/10 Jahrgang 59
Caféhaus statt Wohnung
Ein Bummel mit Kisch durch Caféhäuser in Prag, Wien und Berlin, ohne
die sein Leben als Reporter und Schriftsteller so undenkbar ist, wie
ein Leben ohne Kaffee, denn, so bekannte Kisch einmal: »Ich bin ein
Lokalpatriot, ein Patriot aller Lokale auf dieser Erde.«
veröffentlicht in
Ossietzky, Zweiwochenschrift für Politik /
Kultur / Wirtschaft, Nr. 8 vom 17. April 2010
Ein Jahrhundert-Journalist
»Nicht gebrochen aber ist mein Herz...« – Egon Erwin Kisch wurde vor
125 Jahren in Prag geboren
Zu den dramatischsten Ereignissen im Leben von Kisch gehört die
Landung bei den Antipoden: Sein Sprung aus fünfeinhalb Metern Höhe
von der Reling des 20 500- Tonnen-Liners »Strathaird« im Hafen von
Melbourne. So erzwang Kisch, der als Delegierter des Weltkomitees
gegen Krieg und Faschismus mit Sitz in Paris zum australischen
Antikriegskongress in Melbourne entsandt worden war, am 13. November
1934 seinen Aufenthalt auf dem fünften Erdteil. Spannend geschildert
in seinem Buch »Landung in Australien«, woran in diesem Beitrag
erinnert wird.
veröffentlicht in
Disput, Ausgabe April 2010
Kisch in Berlin
Betrachtungen zum 125. Geburtstag des »rasenden Reporters«
Einleitend wird daran erinnert, wie Kisch zum 100. Geburtstag geehrt
worden ist: Mit Sonderbriefmarken in beiden deutschen Staaten sowie
u. a. der Eröffnung des hübschen »Café Kisch« in der Straße Unter
den Linden in der DDR-Hauptstadt. So war er zum 100. symbolisch
präsent – nach seiner dreifachen leibhaftigen Berlin-Präsenz: Im
Winterhalbjahr 1905/06 als Absolvent der renommierten
Journalistenschule von Alfred Wrede in Berlin W 35, Steglitzer
Straße 84; vom Sommer 1913 bis kurz vor Ausbruch des Ersten
Weltkriegs im Sommer 1914 u. a. als Dramaturg am »Deutschen
Künstlertheater Sozietät«; und vom November 1921 bis zu seiner
Verhaftung am Morgen nach dem Reichstagsbrand und seiner Abschiebung
am 11. März 1933 an die tschechische Grenze.
veröffentlicht in Informationsblatt der freunde der tschechen &
slowaken e.V., Ausgabe 1/2010 -
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